#03: Solothurn, 01.-02.11.2019

Trailer by Zoé

Festival-Booklet by Tim

Rückmeldung von Rolf Murbach

Liebe Urs, Vera und Andreas

Herzlichen Dank! Again: Es war magisch, thrilling, gruselig-poetisch, kulinarisch (in Frenzy und im La Couronne). Am Schluss hielten wir es vor Spannung fast nicht mehr aus: Stürzen Eve und Roger ab? (Natürlich nicht, wir wussten es und zitterten doch, Vera neben mir gab seltsame Töne von sich, ich wohl auch) Wir waren erleichtert, kam es zum guten Ende.


Für mich war dieser Hitchcock eine Wiederentdeckung. Natürlich hatte ich ein paar Filme gesehen, vor vielen Jahren. Aber ihr habt ihn mir neu präsentiert. Und: Die drei gezeigten Meisterwerke «Frenzy», «Notorious» und «North by Northwest» hatte ich nicht gekannt; für mich also (und für viele andere auch) eine gute Auswahl, die ihr getroffen habt. Wir staunten, wie diese Filme immer noch funktionieren und faszinieren. Man taucht ein in verrückte Geschichten und Suspense, lässt sich von den Bildern wegtragen, ist aufgeregt und auf die Folter gespannt, verfolgt die unglaublichen Ränkespiele. Wie kommt einer auf solche Ideen? Hitchcock setzt immer noch eins drauf, und die ikonischen Bilder, die im kollektiven Gedächtnis längst eingebrannt sind, bemächtigen sich uns mit Wucht, Subtilität und Raffinesse. Ja, da ist immer ein Schaudern und Zittern, ein Zauber und Staunen. Einfach schön. Natürlich habe ich mich, erneut, ein wenig in Ingrid Bergmann verliebt, und ich verstehe, weshalb Frauen schmachten (ich tue das auch), wenn Cary Grant lächelt, schaut, lakonisch ist oder sich einfach eine Zigarette anzündet. Wir lieben sie, die Helden, die leiden und am Schluss alles zum Guten wenden. Und wir sind mit ihnen – glücklich.


Vieles ist ja ziemlich dramatisch, abgründig und gruselig. Und doch lindert Hitch im gleichen Moment, in dem er uns auf die Folter spannt, mit unglaublich schrägen Momenten unsere Angst: Wie schön, wenn Finger knacken, das Messer im Knöchel stecken bleibt, der Mörder sich im Kartoffelsack in Leichenteilen verheddert und die Tote vom Karren fällt. Wir sind entsetzt und lachen, ergötzen uns am Makaberen und erkennen: Wir sind auch kleine Bösewichte.


Urs, du hast uns wie immer mit deinen filmfachkundigen Ausführungen beglückt und auch erstaunt. «Lasst euch inspirieren», hast du uns beim ersten Film mit auf den Weg gegeben. Fehlte nur noch, dass du uns ein paar Krawatten verteilt hast. Ich zählte am Schluss die Zuschauer. Es fehlt nach der Vorführung keiner, niemand lag stranguliert zwischen den Reihen. Kein Mord, nichts, wie zurückhaltend ist doch dieses Publikum! Nun die Toten hätten einiges verpasst, zum Beispiel: ein reiches Mal in schönem Kronenambiente, sozusagen die kulinarische Wiedergutmachung – oder das Echo – der Ess-Szenen im Hause des Kommissars. Ich sage nur: Fischsuppe. Schweinshaxe.


Wie immer: Rahmen und Programm sind stimmig, wenn Vera, Urs und Andreas am Werk sind. Sie überlassen nichts dem Zufall. Neben der kulinarischen Orchestrierung waren Location und Darbietungen erlesen. Der Rittersaal im Von-Roll-Haus und vor allem die monumentale Treppe bereiteten auf Notorious vor, und die kurlige Stadtführerin mit der rotgebömbelten lustigen Mütze und der Lautsprechanlage aus den Achtzigern machte uns vertraut mit der Kunst des Köpfens, Hängens, Prangerns und Räderns. Ja, töten war schon immer reizvoll, faszinierend – und krank. Wir wissen nun, wie Scharfrichter lebten, verachtet und bewundert. Klar wurde: Ihr Handwerk betrieben sie kunstvoll. Es kommt eben drauf an, wo man beim Enthaupten zuschlägt. Ja, das passte einfach zu Hitch.


Die Hitchmomente, Urs sprach wie gewohnt enthusiastisch davon, waren wie alles an dieser dritten Sinema-Ausgabe mit Sorgfalt und Liebe präsentiert. Wir gingen durch die Nacht, durchstreiften die Barockstadt, es war kalt und nass, auch wenn es für einen Moment aufgehört hatte zu regnen, gingen der Aare entlang, kamen zu einer geheimnisvollen Stelle am Fluss und lauschten dem Schreckmüpfeli. Auch hier: raffiniert in Szene gesetzte Morde und schön-schaurig erzählt. Wir schauten aufs ruhig dahinfliessende Gewässer und vernahmen, zu welch Rachefeldzügen Tote in der Lage sind. Man muss sie nur machen lassen. Zum Vollmondmörder gabs dann noch den Glühwein. Danke, Vera, Urs und Andreas, ihr habt an alles gedacht.


Bleibt die Wissenschaft. Man will ja auch nachdenken, verstehen, was good old Hichcock alles ausheckt, wie er denkt, filmt, mit Bildern erzählt und wie er wie wohl kaum ein anderer Regisseur die Filmgeschichte geprägt hat. Die Wissenschafterin und Hitchcock-Kennerin Franziska Heller referierte klug und anschaulich, erklärte unterhaltend und zeigte auf, was Hitchcock auszeichnet, wie er die Klaviatur der Emotionen bedient und uns manipuliert. Für einen Augenblick war das lehr- und hilfreich. Aber nur für kurz. Eine Stunde später erlagen wir genau dieser Manipulation. Man konnte sich der Spannung und dem Verwirrspiel in «North by Northwest» nicht entziehen.


Einmal mehr: Schön waren auch all die Begegnungen und Gespräche. Man trifft sich wieder, Jahr für Jahr: viele unterdessen bekannte Gesichter. Eine immer grössere Sinema-Gemeinschaft. Und natürlich der obligate tolle Trailer von Zoé. Danke, Urs, Vera und Andreas für euren Effort, fürs Dranbleiben, für das hervorragende Programm, für die perfekte Organisation, die vielen liebevollen Details und Give-aways, das harmonische Zusammenspiel von Location und Filmen und für eure Gastfreundschaft. Ich freue mich auf die nächste Ausgabe, sehe schon ein grosses hell erleuchtetes Schiff, das majestätisch am Porto vorbeizieht, sehe Mastroianni und Eckberg, Giulietta Masina und natürlich die ragazzi und die von ihnen angehimmelte Frau mit den schönen, grossen Brüsten. Ci vediamo da Fellini a Rimini. Ciao.

Herzlich, Rolf

„Das Festival Sinema ermöglicht Filme in oder auf verschiedenen Ebenen zu sehen, mit anderen Augen Einstellungen und Dramaturgie zu erkennen und damit Filme umfassender und mit nachhaltigen Gedanken zu verstehen.“ – Rosemarie Rossi

„Festival Sinema – wer nie dabei war, hat echt etwas verpasst!“ – Carola Watts

„Festival Sinema – ein einmalig magisches Gesamterlebnis in bester Inszenierung.“ – Thomas Tanner

„Das Festival Sinema war wiederum ein Erlebnis mit ganz besonderen Highlights. Ich habe die zwei Tage Auszeit sehr genossen. Die Filme, klar, das feine Essen und die Gespräche, die Spaziergänge von Aare bis Verena, Schreckmümpfeli und Hitchcock-Guetzli inklusive!“ – Priska Fuchs

„Festival Sinema – ein Genuss für alle Sinne. Ich bin Wiederholungstäterin und werde es bleiben.“ – N.N. 🙂

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