#06: Murten, 27.-29.10.2023

Trailer by Zoé

Festival-Booklet by Tim


Rückmeldung von Rolf Murbach

Carissimi Urs, Vera, Andreas

Wow, erneut konntet ihr euch steigern. Was für ein Festival, wie bereichernd, magisch und schön das war! Wie abwechslungsreich das Programm und wie klug und stimmig die Auswahl der Filme. Am schönsten waren wie immer die Begegnungen mit den anderen Festivalbesuchern, die kurzen und längeren Gespräche. Ja, wir kamen auch nach Murten, um uns zu treffen. Unterdessen sind sich viele sehr vertraut. Wir knüpften an vergangene Festivals an. Burgdorf war wie gestern.

Aber eigentlich gibt es keine Rangfolge der Erlebnisse. Alles war sehr schön. Der magischste Moment? Bestimmt auf dem Schiff. Wir standen im kleinen Kreis, hielten uns an den Schultern, waren uns nah, standen im Mondlicht und hörten Bruce Springsteen. Ein leichter Wind im Gesicht, jeder bei sich und doch vereint in schöner Umarmung. Später tanzten wir auf dem Deck, wieder zu Springsteen, dann zu Blues Brothers, Manu Chao und zu Bohemian Rhapsody. Das war also Urs’ magischer Moment. Ich fotografierte ihn zusammen mit seinem Sohn, Vater und Sohn, ein schönes Bild, sah, wie er sang und die Arme gegen Himmel streckte. Wir tun das, wenn uns Euphorie beflügelt, wenn Magie sich in Glück verwandelt. Fast alle waren auf Deck, und wir wähnten uns wie in einem Film. War das noch wirklich?

Das ist, was das Festival Sinema auszeichnet: Leben und Film werden eins, verschmelzen. Wir schauen zum Mond, betrachten das Wolkenspiel und trinken Wein. Oder wir blicken einfach aufs dunkle Wasser. Ich beobachtete die Sinemaisten, die gemeinsam und in schöner Stille ins Weite sahen. Unten im Schiffssaal erzählten wir uns anschliessend Geschichten, sprachen über Kunst, Vorurteile, Väter und Mütter. Dabei lachten wir viel. Ein heiteres, ausgelassenes Zusammensein.

Dann rückten wir unsere Stühle nach vorne. Gezeigt wurde auf kleiner Leinwand der älteste Science Fiction (1902): Le Voyage dans la Lune. Virtuos, feinfühlig und humorvoll orchestriert von «Are you Twins». Grossartig das filigrane und bunte Gewusel auf dem Screen, Erdmännchen fliegen zum Mond, aufregend und lustvoll inszeniert. Was für ein futuristisches Raketengeschoss, welch lunare Begegnung mit Ausserirdischen und was für ein schönes Ankommen im fischfarbigen Wasser und schliesslich das triumphale irdische Happyend.

Vera, Andrea, Urs, ihr schafft es immer wieder mit filmischen Trouvaillen zu überraschen. Wer kannte schon Le Voyage dans la Luna? Und es gelingt euch jedes Mal, ein Thema mit ganz unterschiedlichen Werken zu bespielen. Emotionen garantiert. Good feelings, aber auch ganz harte Kost. Vor einem Jahr in Burgdorf war es Capernaum. Dieses Mal: For Sama. Ein wuchtiger, eindrücklicher Dokumentarfilm, der Entsetzen und Betroffenheit auslöst (und leider erschreckend aktuell ist). Ja, wir werden diese Bilder nicht so schnell vergessen: das Leid der in Aleppo eingekesselten Menschen, die einschlagenden Bomben, die Panik in den Kellern, das Einstürzen der Häuser, die zerschundenen Körper und blutigen Leichen. Aber auch die Kraft der Betroffenen. Wir verliessen den Saal erschlagen, wortlos und ohnmächtig. Noch immer sehe ich den Arzt vor mir, wie er das Neugeborene schlägt, versucht, es mit der Hartnäckigkeit des Verzweifelten zu reanimieren, – und das Kind dann plötzlich weint. Und ich sehe die junge Frau kurz nach der Geburt von Sama mit Glückstränen in den Augen, ihren Mann, der ihr zärtlich über die Wangen streicht. Ich sehe auch den Hochzeitstanz der Liebenden – vielleicht eine der berührendsten Heiratsszenen, die ich je in einem Film gesehen habe. Trotz allem, es gibt Hoffnung. Doch sie ist an kleinem Ort, denn es bleibt die Frage: Warum?

Als wir das Kino verliessen, erblickten wir einen strahlend blauen Himmel, fanden uns wieder im beschaulichen und musealen Murten. Schönstes Herbstlicht. Es war absurd. Ich sass später auf einer Bank am See, schaute aufs Wasser, beobachtete das Treiben der bunten Segel und Schirme. Kitesurfer tanzten auf den Wellen. Später begegneten wir uns wieder, vorne in der Strandbeiz, bei der Cabane, auf der Seepromenade. Mit den Gesprächen über diesen unglaublichen Dokumentarfilm wich auch das Schwere, ein wenig zumindest.

Art Trail Murten. Auch das war neu. Ich startete in der Cabane und kam mit meinem Plan zeitlich schnell ins Hintertreffen. Ich verlor, nein, fand mich in Gesprächen über Kunst mit Katrin, Tanja und Ursula. Was für ein schönes Projekt «Kunst aus dem globalen Süden». Später schaltete sich via Zoom ein iranischer Künstler zu, ich leerte Iwan Wein über die Jacke (sorry again) und lernte kurz vor dem Weitergehen Yves und Scilla kennen. Wir redeten über dies und das, der Wind war stark, die Seenlandschaft in goldenem Licht. Auch das zeichnet das Festival aus. Jedes Jahr stossen neue Gesichter, Filminteressierte zum Festival. Ein Geschenk: Ich lerne offene und sympathische Menschen kennen.

Dann sputete ich mich, um rechtzeitig bei Stefans Lesung vor der Kirche einzutreffen. Sehr schön das Setting: Wir sassen auf einem Mäuerchen, vor uns der Autor auf klapprigem Stuhl (hinter ihm mahnend die Statue von Gotthelf) und folgten seiner Erzählung: eine heitere und witzige Liebesgeschichte mit Fellini-Reminiszenzen. Filmfestival eben.

Nun sitze ich im Zug, in Richtung nach Hause. Wie gewohnt nehme ich nach dem Festival einen Umweg, damit ich Zeit fürs Schreiben habe – dieses Mal über Neuenburg. Ich lasse die zwei Tage Revue passieren. Klar, ganz nah ist Little Miss Sunshine, dieser Feelgood-Movie, den wir eben gesehen hatten. Abschied (für uns) mit Happy End. Ich hatte diesen Film vor Jahren gesehen, einiges kam mir bekannt vor, vieles hatte ich vergessen. Und ich frage mich, was bleibt eigentlich, wenn wir uns Filme ansehen, und was vergessen wir? Egal. Mir wird bleiben: das Kunterbunt der Figuren, das humorvolle Erzählen, das Eigensinnige der Menschen und all die skurrilen und heiteren Momente. Und vor allem die Schlussszene. Die Familie vereint auf der Bühne, tanzend, in starker Verbundenheit und mit der Gewissheit: Es ist gut, gemeinsam den eigenen Weg zu gehen. Vielleicht passiert uns am Festival Sinema genau das. Immer wieder. Danke, Urs, Vera und Andreas für diese unvergesslichen zwei Tage, fürs Dranbleiben, für die hervorragende und liebevolle Organisation, für das überzeugende Programm und für das Schaffen eines Raumes, der Begegnungen ermöglicht. Und wie immer ein Special-Gruss an Zoé und Tim – erneut ein fulminanter Trailer und schönes Booklet.

Ich freue mich auf Einsiedeln, hasta luego, herzlich: Rolf

PS 1 Blinded by the Light habe ich noch nicht gesehen, schaue ich mir heute Abend an – das Festival geht also weiter…
PS 2 Tolle Auktion von Vera, aber: orange Trainerjacke von Urs auf keinen Fall veräussern! Es gibt Dinge, die entziehen sich dem monetären Handel (Tradition kann man nicht kaufen…)


Testimonials

Wieder ist es Euch gelungen ein unvergessliches Wochenende zu organisieren, wo wir die Menschlichkeit erleben durften und diese durch die Dialoge mit den verschiedenen Teilnehmenden verstärkt wurde.

Nebst atemberaubender Kulisse, standen die 4 Filmhighlights nicht im Schatten des Vollmondes. Wie Zahnräder passte alles ineinander und verschmolz teilweise sogar. Was gibt es schöneres, als fast 3 Tage mit Menschen zu verbringen, die ähnliche Leidenschaft zum Film und zu Gemeinschaft haben wir man selbst. Mit grosser Dankbarkeit in alle Richtungen.

Ich bin wieder reich beschenkt nach Hause gereist.

Festival Sinema – wo Higlights Standards sind.

Etwas vom Feinsten in der Welt des Filmes…..tiefgründige Geschichten und Themen, top organisiert, freundschaftliche Begegnungen in einer einzigartigen Umgebung.

Einmal Festival Sinema – immer Festival Sinema. Absolutely addicted to. Punkt.

Ein Konzert der Gefühle, das tief berührt, nährt und das Herz öffnet.

Ein Event mit unzähligen magischen Momenten organisiert mit extrem viel Herzblut.

Die Filme berühren und wühlen auf. Die Menschen, denen ich am Festival begegne, bereichern.

Das Festival Sinema ist ein Mikrokosmos, zweieinhalb Tage in einer fremden Welt mit viel „Food for thoughts“, Begegnungen mit Menschen, die einem in der Seele berühren. Es ist gemeinsames Lachen, Weinen, Reden, eintauchen in Kunst und Filme. Es ist ein Moment des Vergessens des Alltags und ein Berührtwerden im Geist und der Seele. Zweieinhalb Tage Full of magic!

Das Festival Sinema ist echt gelebte Magie! Tut gut in diesen virtuellen Zeiten.

DAS einzigartig magische Filmfestival und Kulturerlebnis von und mit feinen Menschen.

Auch dieses Festival Sinema war wieder eine Perle für Sineasten: Emotional tiefgehende und ergreifende Filme, kombiniert mit einem liebevoll kuratiertem Rahmenprogramm inklusive Vollmond, garniert mit anregenden Gesprächen mit bisher unbekannten Menschen kombiniert mit leckerem Essen, das ganze vor einer tollen Kulisse in Murten – und getragen mit ganz viel Herzblut, Engagement und Freude der 3 Organisatoren. Der nächste Termin steht schon fest in unserem Kalender.

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